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Der Bergmönch von Clausthal-Zellerfeld

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Bildquellenangabe: Rainer Klinke  / pixelio.de

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So wie im Erzgebirge das Bergmännlein die alten Bergwerksschächte unsicher macht, so geht im Harz die bedrohlich wirkende Gestalt des Bergmönchs um. Recht häufig tritt er in der traditionellen Arbeitstracht eines Berggeschworenen auf und trägt dabei eine Grubenlampe aus reinem Silber in der Hand. Vor allem in den zahlreichen Schächten Clausthal-Zellerfelds wurde der finstere Geselle immer wieder gesichtet, und so gibt es eine Reihe von Sagen und Legenden die in Zusammenhang mit diesen unheimlichen Begegnungen zwischen den Bergleuten die Runde machten.

Bildquellenangabe: La-Liana  / pixelio.de

Bildquellenangabe: La-Liana / pixelio.de

So bedrohlich die Erscheinung des Bergmönchs auch auf die Bergmänner wirken mochte, hatte er doch nicht immer unbedingt Übles im Sinn. Im Gegenteil, oft trat der riesenhafte Berggeist auch als ihr Beschützer in Erscheinung und bewahrte vor allem die einfachen, unter schwersten Bedingungen schufteten Arbeiter vor so manchem Unheil. Als ein Bergmann aufgrund einer totalen Übermüdung direkt an seinem Arbeitsplatz zusammenbrach, soll er sogar dessen Tagwerk ohne Zögern zu Ende gebracht haben, damit dieser nur ja nicht den Ärger des Steigers auf sich zog.

Nach einer gewaltigen Schlagwetterexplosion wurden einst drei Hauer im Bergwerk verschüttet und wünschten sich in ihrer Todesangst nichts sehnlicher wie noch einmal die Sonne sehen zu dürfen, mit ihrer Frau am Mittagstisch zu sitzen und sich noch wenigstens ein Jahr um ihre Angehörigen kümmern zu können. Ihre Bitte stieß nicht auf taube Ohren. Der Bergmönch zeigte sich barmherzig und wies ihnen den Weg aus der Grube. Der erste der Männer stürzte jedoch, so wie er das Sonnenlicht erblickte, auf der Stelle mausetot zu Boden. Der Zweite schaffte es gerade noch ein Mittagessen mit seiner Gattin einzunehmen, bevor auch er das Zeitliche segnen musste. Der dritte Bergmann wurde tatsächlich erst nach einem Jahr dahingerafft, in dessen Dauer er sich noch liebevoll um seine Familie sorgen konnte und viel Zeit mit seinen Lieben verbrachte. Der Bergmönch hatte sich also wirklich strikt an die ausgesprochenen Herzenswünsche, welche die drei Männer im Angesicht ihres nahen Todes äußerten, gehalten.

Bildquellenangabe: Bernd Kasper  / pixelio.de

Bildquellenangabe: Bernd Kasper / pixelio.de

Der Begriff des Mobbing war zu früheren Zeiten zwar gänzlich unbekannt, aber böswillige und intrigante Mitmenschen hat es selbstverständlich damals auch schon gegeben. Solche unangenehmen Zeitgenossen gefielen dem Bergmönch überhaupt nicht. Sobald er auf heimtückische Machenschaften jedweder Art aufmerksam wurde, strafte er die dafür Verantwortlichen rigoros ab. Als ein Bergmann einen Kollegen mit übler Nachrede verleumdete und seine Falschaussage noch mit den Worten „Ich spreche die Wahrheit, ansonsten soll ich ab sofort einen Erzklumpen anstatt einer Nase im Gesicht tragen.“, bekräftigte, staunte der Lügner nicht schlecht, als ihm innerhalb Sekundenbruchteilen ein Stück Erz entgegen flog und von da an bis an sein Lebensende die Stelle seines Riechkolbens einnahm. Der Bergmönch hatte mit seinem Zauber nachhaltig für Gerechtigkeit gesorgt.

Bildquellenangabe: Sina  / pixelio.de

Bildquellenangabe: Sina / pixelio.de

Auch von falschen Versprechungen hielt der berüchtigte Harzer Berggeist rein gar nichts. Ein Bergmann entwickelte einen unbändigen Hass auf seinen ungerechten Vorgesetzten, einem Bergmeister, welchem die Clausthal-Zellerfelder Gruben unterstellt waren, da er immer wieder das Opfer dessen willkürlicher Behandlungen wurde. Er schwor bittere Rache und bat den Bergmönch, der scheinbar nicht ohne Grund den Beinamen Bergteufel trägt, um seine tatkräftige Unterstützung. Als Dank für diese Hilfe gab er sein Ehrenwort, dem Bergmeister persönlich den Garaus zu machen. Gemeinsam mit dem Bergmönch entwickelte der junge Mann einen ausgeklügelten Plan, um den Tyrannen endgültig beiseite zu schaffen. Dummerweise verliebte er sich genau zu dieser Zeit, in die Tochter des verhassten Bergmeisters, und zwar so unsterblich, dass er ihr bald darauf vor dem Traualtar das Jawort gab. Wie sollte er aber nun Hand an seinen eigenen Schwiegervater legen, ohne es sich für alle Zeiten mit seiner Ehefrau zu verscherzen? So wie man es vom Herrn der Hölle gewohnt ist, so lässt sich auch der Bergteufel nur ungern um eine, ihm einmal versprochene Seele berügen. Da es dem Bergmann nun nicht mehr möglich war, dass Lebenslicht des Bergmeisters auszublasen, tat er dafür kurz darauf bei der Arbeit in der Grube selbst seinen letzten Atemzug.

Landschaft in Clausthal-Zellerfeld Bildquellenangabe: Sybille Daden  / pixelio.de

Landschaft in Clausthal-Zellerfeld
Bildquellenangabe: Sybille Daden / pixelio.de

Die beste Gelegenheit dem Bergmönch im Rahmen eines Urlaubs im Oberharz zu begegnen, dürfte ein Aufenthalt im sogenannten Mönchstal sein. Die Gegend des Oberharzer Wasserregals mit seinen insgesamt 143 angestauten Teichen, die sich seit 2010 zum Weltkulturerbe der UNESCO zählen darf, war schon immer sein bevorzugter Aufenthaltsort. Als die Oberharzer Erzminen noch als die tiefsten der ganzen Welt galten, legten die ängstlichen Bergarbeiter hölzerne Kreuze in den Schächten aus, um den Berggeist damit zu bannen. Darüber war der Bergmönch so erbost, dass er für einen immensen Anstieg des Grubenwassers sorgte und die großflächigen Überflutungen eine Förderung des kostbaren Erzes bald gänzlich unmöglich machten.


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